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Berichte über das Demon`s Eye-Konzert am 22. September 2001 in Schlettau

siehe auch Interview im Vorfeld des Konzertes

EMPIRE No. 61 (Das Magazin für anspruchsvolle Rockmusik), Dezember 2001

Die weltbeste Deep Purple Tribute Band

von Udo Eckardt

Demon's Eye in SchlettauSonnabend, der 7. Juli war ein heißer Tag und das in zweierlei Hinsicht, sollte doch am Abend ein gewaltiges Open Air mit der Siegener Band Demon`s Eye als Headliner stattfinden. Doch leider kam es nicht dazu, denn bereits während des Soundchecks verfinsterten sich die Wolken bedrohlich und schon beim 4. Song der Vorband öffnete der Himmel seine Schleusen derart unbarmherzig, dass an ein Weitermachen nicht zu denken war. Die Musiker hatten alle Mühe ihr Instrumentarium vor dem Inferno zu retten und wir zogen klatschnass und schwer frustriert wieder nach Haus.
Soweit zur Vorgeschichte. Glücklicherweise wurde das Konzert am 22.09. wiederholt, diesmal in einem Zelt. Leute, was wir da auf die Ohren bekommen haben ist fast nicht in Worte zu fassen. Demon`s Eye spielen Deep Purple mit der selben Intensität und Perfektion, wie das Original seinerzeit 1972 zu den "Made in Japan"-Sessions!! Da ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass selbst der langjährige Deep Purple-Bassist Roger Glover voll des Lobes über Demon`s Eye ist. Schon allein die Fülle des Materials, das uns in 3 ½ Stunden am Stück geboten wurde, übertrifft alle "echten" Purple-Konzerte, die ich je gesehen habe. Die alten Veteranen spielen ja kaum noch mehr als 1 ½ Stunden und Songs aus der Coverdale-Ära würde Gillan ohnehin nie singen. Eröffnet wurde mit "Burn", gefolgt von "Woman from Tokyo" und "The Battle Rages on". Hier muss ich als erstes schon mal den Sänger Jens Kreikebaum hervorheben, der es absolut perfekt drauf hat, seine eigene Stimme jeweils in David Coverdale oder Ian Gillan umzuwandeln - unglaublich - noch dazu kommt, dass er Ian Gillan auch noch äußerlich sehr ähnelt. Nächstes Highlight war "Perfect Strangers", das ohne Zweifel genialste Werk aus DP's Spätphase, mit seinem orchestralen Mittelstück, welches einem schon kalt den Rücken auf und ab laufen läßt, wenn man es so gekonnt vorzelebriert bekommt. Überhaupt gelingt es Demon`s Eye hervorragend, die verschiedenen Sounds der unterschiedlichen DP-Schaffensperioden einzufangen und rüberzubringen.

Steve CurlyDie Songs aus der Perfect Strangers-Ära von 1984 klingen nun mal deutlich anders als das ältere Material. Apropos älteres Material: "Wring that Neck", das abgedrehte Instrumental aus dem Jahr 1968, wurde nur kurz angespielt und ging nahtlos über in eine weitere 68er Nummer, "Mandrake Root", gefolgt von "Strange Kind of Woman", in das auch einige Takte von "Pictures of Home" eingbaut wurden. Gerne hätte ich noch das Bass-Solo aus "Pictures of Home" gehört, bei dem mir sicherlich die Erinnerung hochgekommen wäre, wie ich als 17-jähriger mal mit genau jenen Klängen eine Fensterscheibe zum springen gebracht habe, aber ... es ging weiter. Bassist Maik Keller ist zwar der Jüngste in der Band aber nichtsdestotrotz ein absoluter Könner auf seinem Instrument.
Auch Gillan`s typische Schrei-Animation am Ende von "Strange Kind of Woman" kam perfekt rüber und wurde natürlich auch von uns lautstark beantwortet, ist doch klar! Ehe wir uns versahen, landeten wir plötzlich bei "DP in Rock" und bekamen den wohl von allen am meisten herbeigesehnten Song aller Songs zu hören: "Child in Time". Nachdem, was ich bisher geschrieben habe, kann sich wohl jeder vorstellen, was da über uns hereinbrach - ausgespielt bis zur letzen Sekunde, und das trotz "Standing Ovations" auf offener Szene! Jens "Child in Time" Kreikebaum war in Hochform und schrie sich mit atemberaubender Sicherheit Ian Gillan`s Meisterstück aus der Kehle.
"Rat Bat Blue" von "Who do we think we are" aus dem Jahre 1973 folgte als nächstes. In diesen Song "verirrten" sich überraschenderweise wohlbekannte Klänge von Uriah Heep`s "Gypsy", was vom Publikum begeistert gefeiert wurde.
Den nächsten Titel konnte nun wirklich jeder mitsingen, da er schon zu früheren Zeiten als DP-Standard-Zugabe Kultstatus erreichte - die Rede ist von "Black Night". Weiter ging es mit exzellenter Gitarrenarbeit und Stimmakrobatik in Form des absolut ergreifenden "Mistreated". Eine Version, bei der man hätte gleichzeitig ausflippen oder im Boden versinken können - "we all loosing our Minds"!
Da man auch besonderen Wert auf Raritäten, selten und "never before" live gespielte Stücke legt, gab es das nur als Single erschienene "Hallelujah", gefolgt von "Into the Fire". Gerade bei letzterem wurde wieder klar, wie astrein es Steve Curly (der Mann in schwarz) an der Gitarre drauf hat, den jeweiligen Sound des Songs einzufangen. Ihm zuzusehen, wie er auf dem Griffbrett "zaubert" ist einfach eine Wonne, ganz zu schweigen von dem, was er dabei seiner Klampfe entlockt. Ritchie würde den Hut ziehen - ehrlich.
Andree SchneiderAus der Bolin-Ära folgte "You keep on Moving", ein eher ruhiges Stück vom 76er-Album "Come Taste the Band". Demon`s Eye aber "bewegten" sich nicht "weiter", sondern zurück zu "DP In Rock", mit einer Wahnsinns-Version von "Flight of the Rat", welches von DP nie "in Concert" gespielt worden ist. Hier konnte sich vor allem Andree Schneider hinter seinem Schlagzeug austoben, und wie bei Ian Paice sah man bei ihm auch nur Hände über Hände und Haare über Haare, aus denen ab und zu die Brille herausblitzte. Wahnsinn!
Doch man gönnte sich keine Pause und weiter ging es mit "Knockin at your Back Door", in dem es paar gekonnte Improvisationen gab, u.a. wurden "Danger Zone" und "Spotlight Kid" von Rainbow und "Peter Gunn" angespielt.
Der letzte offizielle Titel war dann in Anspielung auf die Ereignisse am 7. Juli "Schlettau under Water" in einer textlich wahrheitsgemäßen Abänderung des Originals - Hartmut Beck, der Konzert-Organisator, hatte dazu extra vorher Textblätter verteilt, damit wir auch lautstark mitgrölen konnten. Dass wir uns so schnell nicht nach Hause schicken lassen würden, war doch wohl klar und so standen die Männer schon nach 3 Minuten wieder auf den Brettern. Nach ein paar wunderlichen Brummtönen wurde uns ziemlich schnell klar, was es wohl als erste Zugabe geben sollte: "Space Truckin´" in der (fast) Langversion. Da ich mich unterdessen halb auf die Bühne geschlichen hatte, konnte ich Organist Michael Böcher fast in die Tasten greifen und habe wohl endlich begriffen, wozu es an einem Korg Synthie-Joysticks, Handräder und Pedals gibt, die man offensichtlich nur dann braucht, wenn man Purple spielt.

Michael BöcherJon Lord, der "Karl Lagerfeld" der Tasten, musste seinerzeit noch in der geöffneten Rückwand seines "Moog" herumpobeln, um jene bedrohlichen Brumm- und Kreischtöne zu erzeugen, die dieses Stück so einzigartig machen. Spätestens nach diesem "Hammer" hätte sich jede andere Band eine kleine Rauchpause gegönnt. Ich für meinen Teil brenn' mir bei Konzerten bei jedem guten Titel eine an - an diesem Abend kam ich allerdings absolut nicht nach, obwohl ich gequalmt hab' wie ein kaputter Ofen, und schon erklang das Intro zu "Highway Star". Dass es hier wieder "Griffbrettzauberei" vom Feinsten gab, brauche ich wohl nicht noch mal extra zu erwähnen. Als weitere Zugaben folgten noch "Hush" und die wunderschönen Balladen "Anya" von "The Battle Rages on" sowie "Soldier of Fortune" vom Stormbringer-Album, gefolgt von "Speed King", quasi als Rausschmeißer. Wieviele Zugaben es insgesamt gab, kann ich nicht mehr genau sagen, Michael Böcher hat seine alte Hammond mehrmals zusammen- und wieder aufgeklappt. Jedenfalls war das definitiv letzte Stück ein Wunsch des Konzert-Sponsors Timo Till: "When a blind Man cries". So waren am Ende alle glücklich und zufrieden, auch die, die noch bis zum Schluß nach "Fools" gebrüllt haben, mich eingeschlossen.
Immerhin muss man ein Einsehen haben, dass Musiker sehr hart arbeitende Menschen sind und für uns wirklich ihr Letztes gegeben haben. Bleibt noch zu erwähnen, dass die gesamte Show mitgeschnitten wurde, was hoffentlich mal irgendwann zu hören sein wird.
Ich freu` mich schon.

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von Christian Meyer zu Natrup, Mitarbeiter des Deutschen Deep Purple-Online-Fan-Clubs The Aviator:

Fassungslose Begeisterung

Demon`s Eye-RückansichtAlso, das Konzert hat mich und sicherlich auch die anderen 549 Leute echt begeistert. Ich finde, den Zusatz "Tribute Band" sollten Demon`s Eye mal langsam streichen, denn die Jungs klingen mehr nach Deep Purple als Deep Purple selbst.
Zum Beispiel "Flight Of The Rat": Der Hammer, klang wie abgepaust von "Deep Purple In Rock", die Soli....ich war sprachlos.
Zum Beispiel "Knocking At Your Back Door" mit improvisiertem "Danger Zone", "Spotlight Kid", "Peter Gun" und "Also Sprach Zarathustra" ...klasse!
Zum Beispiel "Rat Bat Blue" mit eingebautem Uriah Heep-"Gypsy" -Solo...super!
Zum Beispiel "Space Truckin´" mit langen Synthezizer-Passagen von Michael Böcher wie wir es von Jon Lord 1974/75 her kennen.
Zum Beispiel das ganze Set, ausgewogenes Material von Klassikern bis zu Stücken, die Deep Purple noch nie gespielt haben und wohl auch nie spielen werden (u.a.mit "Hallelujah"). Es war mein fünftes Konzert von Demon`s Eye in zwei Jahren und ich habe fünf Mal was anderes gesehen. Deep Purple können das nicht aufweisen (leider).
Zum Beispiel "Schlettau Under Water", das "Smoke On The Water" im neuen Gewand. Kam toll an und war eine Einlage, die ganz Schlettau wohl nicht vergessen wird. Besonders Organisator Hartmut Beck, der das Konzert spitzenmäßig organisiert und dabei dieses Mal auch Petrus` Vorlieben berücksichtigt hat (das erste geplante Konzert im Juli fiel wegen eines fürchterlichen Unwetters aus).

Ich habe mich während des Konzertes ab und zu mit dem ebenfalls aus Berlin angereisten Thomas Ellwitz ausgetauscht, der auch nur vor fassungsloser Begeisterung den Kopf geschüttelt hat. Ralf Lehmann, der nächste Berliner im Bunde, war ebenfalls der Meinung, das Demon´s Eye Anno 2001 besser sind als Deep Purple Anno 2001. Hartmut Beck ist bis auf weiteres unansprechbar, da er immer noch auf einer Wolke im siebten Himmel schwebt. Ehe ich jetzt noch mehr Leute aufzähle (Timo Till, Fritz Schleeh, Eva Moser und wie sie alle heißen) die voll des Lobes sind, will ich mal den Auftritt in vier Buchstaben zusammenfassen: GEIL.

Kompliment an Andree, Jens, Maik, Michael, Stephan und dem sechsten "Bandmitglied" im Hintergrund, Woody, für über drei Stunden Spitzenmusik.
Ich weiß genau, dass ich eher ins weitentfernteste Kaff Deutschlands fahre, um nochmal Demon´s Eye zu sehen als Deep Purple in ihrer jetzigen Formation in Berlin. Ich kann immer wieder nur jedem Deep Purple-Fan empfehlen, sich mal einen Abend mit Demon´s Eye zu gönnen, auch wenn man ein paar Kilometer dafür fahren muss.

E-Mail: truppi@the-aviator.de

Fotos: Woody Woodstock
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