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„Demon`s Eye haben immer wieder positive Überraschungen zu bieten und das finde ich stark.“

Interview mit Gitarrist Steve Curly vom 12. März 2003

Wer oder was hat dich dazu inspiriert, Musiker zu werden?
Es waren sowohl die Spielweise als auch der Sound von Blackmore, die mich seinerzeit ziemlich vom Hocker gehauen haben. Da gibt es zwei Momente, die ich hier gerne nennen möchte: Zum einen war da, was den Sound angeht, der Einstieg zu „Woman From Tokyo“. Das ist einfach klasse, wenn da die Strat nach dem Schlagzeug-Intro anfängt zu spielen. Und zum anderen törnte mich, was die Agressivität angeht, das Studio-Solo von „Child In Time“ total an. Meiner Meinung nach sind diese Wut, der Sound und das Feeling, die da drin stecken, unheimlich geil!

Wie alt warst Du da?
Wie alt war ich da? 10, 11 Jahre?

Durch wen bist du damals an die Musik gekommen?
Eigentlich ist das mehr ein Zufall gewesen, denn „Smoke On the Water“ lief zum Beispiel damals permanent, egal wo man hinkam. Man konnte sich der Sache nicht entziehen als „Made In Japan“ rauskam. Man ging in die Schule und alle Leute „trällerten“ die Gitarrenmelodie oder den Gesangsrefrain vor sich hin und so kam ich automatisch mit dieser Musik in Kontakt. Ich kann nicht sagen, dass aus Richtung der Familie etwas gekommen wäre. Das kam eher von außen.

Was war dein erstes Instrument?
Das erste Instrument, dass ich hatte, war `ne Akustik-Jazz-Gitarre mit solchen „F“-Löchern und einem ganz extrem gekrümmten Hals. Mit der habe ich dann angefangen, die ersten Übungen zu spielen. So um `72/`73 rum muss das gewesen sein.

Hast du dir die selber gekauft?
Die wurde mir damals - von wem weiß ich nicht mehr - zur Verfügung gestellt. Es ist wichtig zu erwähnen, dass das eine Akustik-Gitarre mit „F“-Löchern - so wie bei einer Geige - war, weil die meisten Akustik-Gitarren ja dieses Loch in der Mitte haben. Die hatte einen interessanten Sound und wurde mit unheimlich dicken Seiten gespielt. Die Halskrümmung war sehr, sehr extrem. Das bewirkt, dass die Spielweise dann schon ein bisschen „stratocaster-mäßiger“ war als bei anderen Gitarren. Eine stinknormale Konzertgitarre hat eher einen geraden Hals. Und als es dann „soweit“ war, hab` ich ein paar Ferien-Jobs gemacht und mir dann die Strat und auch diesen uralten Park besorgt, den ich ja heute immer noch spiele und der ja die Sache vom Sound her doch ziemlich trifft.

Spielst Du noch andere Instrumente?
Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, aber ich kann mich irgendwie nicht dazu aufraffen. Ich wollte es eigentlich mal angehen, irgendeine Form von Mandoline zu spielen – wie zum Beispiel der Gitarrist von Led Zeppelin auf dem berühmten Album „IV“. Er spielt da auch eine Mandoline oder so ein Instrument, das eine höhere Klangfarbe in die ganze Geschichte reinbringt. Ich hab` auch so ein Teil. Aber ich konnte mich bisher noch nicht dazu aufraffen, mich wirklich damit zu beschäftigen und das dann auch zu lernen. Man muss völlig umgreifen. Die Akkorde, die Grifftechnik sind vollkommen anders.
Als Erbstück habe ich noch eine Geige. Die müsste allerdings „runderneuert“ werden. Der Korpus hat schon etwas abbekommen. Mal sehen, wer weiß… Wenn es Andree nach ginge, müsste ich ja Geige lernen. Allein wegen des Schlussparts von Rainbow`s „Gates Of Babylon“.

Wie hast du dir dein musikalisches Können erarbeitet?
Der Anfang war eigentlich ohne Anleitung von außen. Den Einstieg habe ich durch „Abhören“ bekommen. Und dann habe ich mir noch ein bisschen Literatur zu Gemüte geführt, die sich in erster Linie - das glaubt einem wahrscheinlich kein Mensch mehr - um Blues drehte. Gewisse Skalen und Akkorde und dieser ganze „Kram“, bei denen aber keine Linien vorgegeben waren, sondern nur Möglichkeiten von Tönen, die man spielen kann. Und das hab ich mir dann selber erarbeitet im Zusammenhang mit dem Abhören von solchen Gitarristen wie Blackmore. Jimmy Page hat auch `ne Rolle gespielt wie auch Hendrix. Nach ein paar Jahren habe ich mir dann irgendwann gesagt: „Das reicht nicht, du brauchst Anleitung.“ Dann habe ich bei einem Jazz-Gitarristen Unterricht genommen und mich eine Zeit lang mit Jazz beschäftigt. Das war die traditionelle schnelle Form von Jazz, die ich nach wie vor noch gut finde – der Be-Bob aus den 40er, Anfang der 50er Jahre. Charlie Parker und solche Geschichten haben mich unheimlich beeindruckt. Da habe ich auch einige Sachen gelernt, aber ob ich die heute noch anwenden kann und werde, weiß ich nicht. Jedenfalls ist da noch ein gewisses Repertoire in der ein oder anderen Gehirnwindung vorhanden (grinst).

Wie bist Du zu Demon`s Eye gekommen?
Durch Andree Schneider. Andree hat mich irgendwann einmal bei einem anderen Projekt, mit dem ich damals noch spielte, gehört. Er suchte derzeit nach Musikern, die für eine Deep Purple Tribute Band in Frage kamen. Jemand hatte ihn darauf hingewiesen, dass der Gitarrist passen könnte. Er hat mich dann gehört und angesprochen. Das war`s.

Wann wurde Dir klar, dass die Sache mit Demon`s Eye sehr erfolgreich werden könnte?
Das ist schwer zu sagen… Wann war das erste wirkliche Erfolgserlebnis? Im Grunde genommen war das Debüt ja schon ganz „witzig“. Denn eigentlich war ja keiner von uns so richtig vorbereitet. Wir sind nach zwei, drei Monaten quasi direkt aus dem Proberaum zu diesem Gig gefahren. Das war wirklich spaßig. Wir waren alle unheimlich nervös. Das Debüt war aber ein voller Erfolg. Es ist wichtig, dass man nicht mit einem Misserfolg oder einer negativen Erfahrung startet.
An ein gewisses Potential habe ich immer geglaubt, sonst hätte wahrscheinlich keiner von uns die Sache weiterverfolgt. Was sehr viel Spaß gemacht hat, war Anno 2000 das Open-Air-Konzert „Rock im Johannland“ und der Gig ein paar Monate später in der Krombach-Halle, die total verqualmt war. Die Stimmung in der Band war ein bisschen seltsam, aber ich fand den Gig sehr gut und die proppenvolle Halle zeigte, dass es Leute gibt, die uns gerne hören. Oder kurz vorher in Leimbach, das war auch super. Vielleicht auch deshalb, weil das der erste Gig mit der Strat war, die ich mir damals - nach einigen Jahren Strat-Abstinenz - neu besorgt hatte. Das muss im Juli 2000 gewesen sein. Mitten in der Nacht, genauer gesagt um 2:00 Uhr morgens, gab`s dann auch noch Polarlicht mit einem feinen rötlichen Schleier. Das war richtig romantisch.

Was fasziniert dich an Demon`s Eye?
Was mir an der Band Spaß macht ist zu einen, dass jeder ein gewisses Potential und Spielfreude mitbringt. Zum anderen - auch wenn das manche Leute vielleicht nicht verstehen können - , dass wir aus fünf Individualisten bestehen, die, jedenfalls zum Teil, extrem launisch sind. Das kann natürlich dazu führen, dass eine Probe mal so richtig schön „in die Hose“ geht. Aber auf der anderen Seite kommt es bei den Proben und natürlich auch auf der Bühne vor, dass da plötzlich etwas entsteht, womit kein Mensch gerechnet hat. Irgendwelche Ideen, eine Dynamik. Demon`s Eye haben immer wieder positive Überraschungen zu bieten und das finde ich stark.

Kannst du mir je eine Eigenschaft nennen, die dich bei jedem einzelnen Bandkollegen positiv anspricht?
Bei Andree steht es natürlich fest: Er ist der Motor der Band. Ich schätze sein Engagement am Schlagzeug und natürlich sein Engagement, was das Management betrifft. Er ist derjenige, der die Band überhaupt „ins Rollen“ bringt. Das steht völlig außer Frage. Was mir an Maik gut gefällt ist, dass ich ihn für loyal und auch für korrekt gegenüber Leuten halte, die ihm nahe stehen. Ich kann leider wenig über Florian sagen, was den zwischenmenschlichen Bereich angeht, weil wir uns noch nicht lange kennen. Aber ich glaube, dass er sehr ungern etwas Schlechtes über einen sagen würde, der nicht anwesend ist und sich nicht wehren kann. Was den musikalischen Aspekt angeht, ist er sehr engagiert. Er muss die langen Fahrten aus Paderborn nach Siegen auf sich nehmen und ich denke nur daran, was ich allein so an Notenmaterial von ihm bekommen habe – er ist sehr engagiert. Von Jens kann ich sagen, dass er zuverlässig ist und hinter der Band steht. Außerdem hat er die Voraussetzungen, die nötig sind, um die Band gut klingen zu lassen. Er ist ein - wie man sagt man? – ein Ehrenmann. Er würde niemandem um seines eigenen Vorteils willen „das Messer in den Rücken stechen“.

Was für ein Ziel würdest du gerne mit Demon`s Eye erreichen?
Das ist doch wohl klar! Etwas, was jeder Musiker anstrebt: Mit eigenen Kompositionen reich und berühmt werden (grinst).

Für die Musiker unter den Lesern: Wie bekommst du diesen typischen Deep Purple-Sound hin?
Im Großen und Ganzen ist das eigentlich eine recht einfache und gar nicht mal besonders teure Angelegenheit. Eine Stratocaster, klar, aber es sollte nicht unbedingt die billigste sein. Und sie sollte schon einen gewissen Sound bringen. Eine USA-Strat sollte es schon sein. Dann nach Möglichkeit einen uralten Marshall- oder, wie in meinem Fall, Park-Röhren-Amp, den ich über den cleanen Eingang fahre. Davor spiele ich einen Marshall-Verzerrer. Im Moment spiele ich einen Gov´Nor 2 GV-2, der meiner Meinung nach einen sehr guten Sound bringt, ein Wah-Pedal Marke „Cry Baby“ - nebenbei: „Cry Baby“ ist die engl. Bezeichung für Schreihals - und einen Ibanez-Phaser PH7 für solche Sachen wie „Mistreated“ und „Strombringer“. Der Ibanez-Stereo-Chorus CS9 von Mitte der 70er Jahre klingt wunderbar, obwohl der dreißig Jahre alt ist. Als letztes ist da dann noch der Boss-Oktaver OC2, das wär`s. Das sind alles uralte Teile. Der alte Park wurde mir damals vom Musikhaus Vetter in Kreuztal empfohlen – so nach dem Motto: „Scheiß` der Hund auf den Namen Marshall. Ich hab hier `nen Amp, der ist billiger, klingt aber genau so gut. Kauf dir den…“ So hab` ich mir den Park besorgt.

Welchen DP- oder Ex-DP-Musiker würdest du gerne einmal persönlich kennenlernen?
Jon Lord und Steve Morse.

Was ist mit Ritchie Blackmore?
Ich glaube, der wäre mir zu kompliziert – zu schwierig zu handhaben. Ich weiß nicht… ich würde mit ihm an einem Tisch sitzen und immer das Gefühl haben: Was passiert, wenn ich jetzt `ne falsche Bemerkung mache? - oder so ähnlich… und deshalb wären mir etwas unkompliziertere Leute lieber.

Mal abgesehen davon, dass DP absolut anspruchsvolles Song-Material liefern - gibt es ein bestimmtes Stück, das du als persönliche Herausforderung empfindest?
Oje! – Also, für mich als Klampfer ist natürlich die „Gitarre“ von Steve Morse eine gewisse Herausforderung. Er spielt einfach eine sehr gute „Gitarre“. Vor allem die Purple-Puristen, die Deep Purple mit Blackmore verbinden, sehen Morse oftmals nur als Techniker. Aber er ist auch ein sehr guter Feeling-Gitarrist. Das möchte ich an dieser Stelle auch mal betonen. - Als Stück würde ich sagen: Eine gut gespielte Version von „ Somethimes I Feel Like Screaming“ - die würde mich mit Demon`s Eye schon reizen.

Wenn du die Möglichkeit hättest, mit vier DP- oder Ex-DP-Musikern deiner Wahl auf der Bühne zu stehen, für welche würdest du dich entscheiden?
Als Schlagzeuger kommt ja sowieso nur Ian Paice in Frage. Da gab`s ja nur einen Schlagzeuger über die Generationen hinweg. Hmmm, als Bassmann…, schwierige Frage, ich finde zwei interessant… ja, doch: Roger Glover. Jon Lord, das ist wohl klar, und wenn es möglich wäre, am Gesang Glenn Hughes.

Vollende bitte diesen Satz: Wenn ich Mitglied von DP wäre, würde ich…
…von dem Vorschuss auf die nächste Scheibe oder Tournee eine Riesen-Fete für alle meine Freunde veranstalten.

Welche anderen Musiker haben dich noch beeinflusst?
Nachdem diese jazzige Phase vorbei war, spielte mir ein Freund die Band Extreme vor. Damals haben mich die Scheiben „Pornograffitti“ und die dritte von Extreme, die Anfang der 90er rauskamen, total vom Hocker gehauen. Das ist der Gitarrist Nuno Bettencourt, den ich sehr gut finde, von dem man aber leider in letzter Zeit nicht mehr so viel hört. Und da sind dann noch die absoluten Cracks: Satriani.....Steve Vai, der mit Whitesnake und auch mit David Lee Roth getourt hat. Ich steh` nach wie vor total auf Steve Vai.

Was für Musik hörst du sonst?
Es kann sein, dass irgendein Liedchen auf MTV oder Viva läuft, das mir sehr gut gefällt. Jazz, Klassik, Blues… tja, vielleicht sollte ich eher definieren, was mir nicht gefällt. Das wäre Reggae, aus welchen Gründen auch immer, und mit Volksmusik habe ich auch nicht allzuviel „am Hut“. Wenn Musik gut gespielt wird, dann höre ich sie auch gern. Ob das jetzt Hardrock, Klassik, Barrock, Jazz, Blues oder so ist, spielt gar keine Rolle. Es darf bloß nicht zu blöde werden (grinst). Es gibt zum Beispiel Formen von Metal, bei denen nur „rumgeholzt“ wird und sonst überhaupt nichts mehr drin ist. Das ist Quark. Eine gewisse Art von Emotion sollte auf jeden Fall dabei sein.

Nenne mir drei Filme, die du klasse findest.
„Der Clou“ mit Paul Newman und Robert Redford, die „Faust“-Verfilmung von Friedrich Wilhelm Murnau – wegen der Bilder -, außerdem finde ich gut gemachte Science Fiction-Filme absolut stark, da könnte ich so direkt keinen bestimmten nennen. Doch! Die Science Fiction-Parodie „Mars Attacks“ finde ich klasse (lacht).

Welche Charaktereigenschaft törnt dich total ab?
Penetrante, berechnende Hilfsbereitschaft der egoistischen Art.

Was sagst du zu der Behauptung: Alle Musiker haben in irgendeiner Art und Weise einen an der Waffel?
Wenn man davon ausgeht, dass einigermaßen halberwachsene Leute sich auf die Bühne stellen und vor einer wilden Horde ihr Bestes von sich geben, muss da was Wahres dran sein.

Wessen Stimme verursacht bei dir eine angenehme Gänsehaut, wenn du sie hörst?
Die Antwort ist einfach… die von Ian Gillan, als seine Stimme Anfang der 70er noch „frisch und knackig“ war. Und das trifft auch auf AC/DC mit Bon Scott zu, als der auch noch richtig gut drauf war.

Was ist deine heimliche Leidenschaft?
Ich hab` mich in der Vergangenheit als Polsterer versucht, aber das hat nicht so funktioniert (schelmisches Grinsen).… Doch, eine heimliche Leidenschaft habe ich wirklich: Beim Kochen ganz wüst zu improvisieren…

Im Gegensatz dazu: Hast Du irgendeine Marotte?
Ich mahle meinen Frühstückskaffee per Hand mit exakt 90 Umdrehungen in einer alten Kaffeemühle. Ich verwende keine Maschine, sondern schütte den Filter mit kochendem Wasser richtig voll, damit der Kaffee dann ziehen und langsam durchlaufen kann. Mein Frühstückskaffee ist eben ein richtiges Ritual.

Wenn du die Zeit rückwärts drehen könntest: Mit welcher bereits verstorbenen Person würdest du dich gerne mal unterhalten?
Mit Rory Gallagher, dem irischen Gitarristen und Sänger, der vor ein paar Jahren an seinem übermäßigen Alkoholkonsum verstorben ist.

Warum gerade Rory Gallagher?
Weil ich die Musik, zum Teil jedenfalls, sehr interessant fand und überhaupt die ganze Lebenseinstellung, die dahinter stand. Und sich mit einem Iren zu unterhalten, wäre vielleicht auch mal ganz interessant (grinst).

Was für ein Lebens-Motto treibt dich voran?
… sich nicht zu viel vorzunehmen, aber das, was man sich vornimmt, gut zu machen.


Interview: Woody Woodstock
Fotos: Michael Schneider, Woody Woodstock, Klaus Klappert, Jens Rothe

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