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Tourtagebuch "Ian Paice with Demon`s Eye"

Donnerstag, 22. Februar 2007
Zoetermeer, Holland

von Andree Schneider

"On the drums – Iaaaaaaan Paice!"… kam mir in den Sinn, als wir am 22. Februar 2007 um 9:30 Uhr von Siegen aus in Richtung Holland aufbrachen.

Wer hätte das gedacht? Nach rund 9 Jahren sollte ich doch tatsächlich den Demon`s Eye-Drumhocker für einen anderen Drummer räumen. Aber natürlich habe ich das sehr gerne getan, denn ich "musste" für niemand geringen als mein Idol Ian Paice Platz machen.
Wegen diesem Mann habe ich überhaupt erst angefangen Schlagzeug zu spielen!
Es hat mich berührt, wie viele von Euch Mitleid mit mir hatten. Aber das war wirklich Fehl am Platze, denn ich habe die vier gemeinsamen Shows auch als Backgroundsänger sehr genossen und unglaublich viel Spaß gehabt.
Immer wieder habe ich während der Shows in Richtung Schlagzeug geschaut und konnte kaum glauben, wer da saß! Aber ich möchte nicht zu pathetisch werden...

Zu den Fakten:
Auf dem Weg zum ersten Konzert in Zoetermeer am Donnerstag, 22. Februar 2007, machten wir Zwischenstation in Belfeld, direkt hinter der holländischen Grenze. Dort hat die Schlagzeugfirma Pearl ein riesiges Lager.
Pearl`s Werbespruch lautet "Pearl - The best reason to play drums".
Ian Paice hatte zuvor via E-Mail exakt mitgeteilt, wie das Schlagzeug-Equipment aussehen sollte. Und was soll ich sagen? Das Drumset als solches war wirklich vom Feinsten – sowohl klanglich als auch optisch. Extra für den Meister gebaut. Nagelneu! Und Paiste hatte die perfekten Becken anliefern lassen. Aber manchmal scheitert es dann halt (fast) an Kleinigkeiten - die Schlagzeugfelle waren leider nicht die von Ian gewünschten "Remo Coated Ambassador"- Felle. Und die Weltfirma "Pearl" sah es auch partout nicht ein, diese zur Verfügung zu stellen. Motto: "Wir stellen ja schon das Schlagzeug gratis zur Verfügung. Irgendwo ist auch mal Schluss!".
Wir haben es schließlich mit sportlichem Humor genommen und die 66 Euro für einen Satz neuer Felle selbst bezahlt. Boshafterweise habe ich daraufhin den Pearl-Spruch etwas umgedichtet: "Pearl - The best reason to play Ludwig drums"...

In Zoetermeer angekommen begannen wir dann auch sogleich mit dem Aufbau des Equipments.
Ian´s Drumtechniker hatte keine Zeit für unsere kleine Tour, so dass ich selbst Hand anlegen musste. Aber für seinen Hero macht man das natürlich gerne! Nachdem das Drumset zur Hälfte stand, kam Ian Paice an und begrüßte uns mit einem freundlichen "Hi guys, how you`re doing?" / "Hallo Leute, wie geht´s Euch?" Nach dem Händeschütteln schraubte er dann auch sogleich selbst am Drumset rum und sorgte dafür, dass dieses exakt nach seinen Wünschen platziert wurde.
Ian erwies sich als vollkommen locker, nett, unkompliziert und witzig.
Ich machte noch flugs einige Fotos vom Drumset, damit ich für die nächsten Konzerte besser gewappnet war.

Es folgte der Soundcheck. "Emmaretta", "Sail Away" und "Burn" wurden auf diese Weise auch gleich mal geprobt.
Im Anschluss an den Soundcheck gab´s - inmitten vieler anwesender Purple-Fans - im Café des Cultuurpodiums ein Abendessen. Ich fand es bemerkenswert, dass Ian trotzdem in aller Ruhe essen konnte und nicht um Autogramme gebeten wurde. So etwas nenne ich Anstand!

Im Backstagebereich des Cultuurpodiums hatten Ian Paice und Demon`s Eye getrennte Zimmer. Eine Viertelstunde vor Beginn des Konzertes klopften Steve, Florian, Maik und ich bei Ian an, um mit ihm die Setlist durchzusprechen. Es gab einige offene Fragen bezüglich von Soloübergängen, Liedanfängen und -enden. Nach fünf Minuten waren alle Klarheiten beseitigt;-)
Demon`s Eye minus Ian Paice stiefelten auf die Bühne und der Star des Abends wurde von Robby unter ohrenbetäubendem Jubel extra angekündigt. Ian ergriff das Mikro und meinte sinngemäß: "Die Jungs wissen genau was sie tun. Die Fehler, die passieren, gehen auf meine Kappe". Das fand ich sehr nett von ihm, denn so sorgte er gleich für eine aufgelockerte Stimmung auf der Bühne. Und dann ging es auch schon los: "Buuuurn"...
Zum Konzert als solches schreibe ich nichts, weil man das als unmittelbar Beteiligter nicht tut. Nur soviel: Ich hatte den Eindruck, dass beide Seiten überrascht waren, wie gut man miteinander harmoniert. Ian hatte ganz offensichtlich seinen Spaß und ich habe das Privileg genossen, ihm vom Bühnenrand – wenn ich nicht singen musste – zuzuschauen. Er hat wirklich alles gegeben und voller Energie und Kreativität das Schlagzeug bedient. Keine Spur von angezogener Handbremse, weil wir nicht das Original sind. Sehr beeindruckend. Die Höhepunkte für mich persönlich waren an jedem Abend der Solo-Part von "Child In Time", in dem sich Florian und Steve tolle Duelle lieferten und der komplette Song "The Mule" inklusive Drumsolo. Letzteren Song hatte Ian schon seit 1973 nicht mehr gespielt. Sogar der Schluss wie man ihn von "Made In Japan" kennt, wurde zum Besten gegeben.

In Zoetermeer gab Ian während des Drumsolos derart Gas, dass ihm die Brille von der Nase fiel. Ich sah sie zu seinen Füßen liegen und robbte sofort zwischen Schlagzeugpodest und Wand her, um das wertvolle Stück zu retten. Dankbar nahm er die Brille nach Songende wieder in Empfang.

Ich weiß nicht genau, wie lange das Konzert dauerte, aber so um die 110 Minuten werden es wohl gewesen sein. Dabei sollte eigentlich bereits nach 100 Minuten Schluss sein.
Ian hatte mir im Vorfeld zu den Konzerten zu verstehen gegeben, dass er nicht länger als 90 Minuten inkl. Zugabe spielen möchte. Ich sagte ihm, dass das doch ein wenig arg kurz sei und schlug im vor, dass wir noch "April"/"Hall Of The Mountain King" mit mir an den Drums ins Programm aufnehmen könnten, um wenigstens auf 100 Minuten zu kommen. Er willigte ein und so kam ich auch noch in den Genuss, für rund 10 Minuten die Stöcke zu schwingen.
Falls sich einer fragt, warum ich dafür ausgerechnet die Kombination "April"/"Hall Of The Mountain King" ausgesucht habe, dem sei gesagt, dass ich im Gegensatz zu Ian ein Rechtshänder-Drumset spiele. Eigentlich ist es schon ziemlich verwegen (andere werden sagen "bescheuert") sich als Rechtshänder an ein Linkshänder-Set zu setzen. Aber bei "April" und "Hall Of The Mountain King" schien mir das möglich. Ich habe es also einfach riskiert und stellte zu meiner Erleichterung auf der Bühne in Zoetermeer fest, dass es tatsächlich funktionierte... Bei den Breaks habe ich mich allerdings sehr zurückgehalten, um etwaigen Knoten in meinen Armen vorzubeugen.

Die Länge des Programms war übrigens während aller vier Shows nie ein Thema. Ian hatte Spaß und deshalb war es ihm vollkommen egal, ob wir nun 110 oder 120 Minuten spielten.

Resümee: Der Debüt-Auftritt verlief besser als erwartet und beide Seiten, also Paicey und Demon`s Eye, waren sehr zufrieden. Das Publikum offenbar auch, denn die Stimmung im "Cultuurpodium Boerderij" war wirklich ausgezeichnet.

Ian gab anschließend im Backstage-Bereich ein Interview, lobte Demon`s Eye dabei in den höchsten Tönen und gab auch herrliche Anekdoten aus seiner Whitesnake-Zeit zum Besten. Da blieb kein Auge trocken. Florian, Maik und ich besuchten dann noch Moni am Merchandise-Stand und unterhielten uns noch sehr nett mit einigen Zuschauern.

Ian wurde dann irgendwann mit seinem Agenten Chris Gruber ins Hotel gefahren, während wir noch das Equipment abbauen und mit Hilfe des supernetten Cultuurpodium-Personals in unsere zwei Mercedes Sprinter einladen mussten. Im Hotel angekommen gingen Sänger und Keyboarder sofort schlafen, während Maik, Steve, Moni und ich noch ein halbes Stündchen zusammengesessen haben, bevor wird für rund 4 ½ Stunden an der Matraze horchten.

Um 10.00 Uhr am nächsten Morgen brachen wir dann voller Vorfreude pünktlich Richtung Wilnsdorf auf (Ian war jeden Tag überpünktlich!). Ein ereignisreicher Tag lag vor uns.
Dazu mehr im zweiten Teil des Tourtagebuches, der in Kürze erscheint...


Fotos vom Konzert in Zoetermeer


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Fotos: Michel De Pourcq, Moni Kircher