Tourtagebuch "Ian Paice with
Demon`s Eye"
Sonntag,
24. Februar 2007
Graz
von Andree Schneider
Um 10.30 Uhr startete unsere
Reise nach Graz. Rund 430 km
lagen vor uns. Diesmal sollte
es eine ganz entspannte Fahrt
ohne Staus und ohne schlechtes
Wetter werden. Bei zumeist strahlendem
Sonnenschein fuhren wir durch
die wunderschönen Berglandschaften
Österreichs und freuten
uns auf die letzte Show mit
Ian Paice.
Einziges persönliches Manko
waren meine Halsschmerzen, die
mich schon seit dem Wilnsdorfer
Konzert begleiteten. Typisch,
da sind einmal meine Sangeskünste
(?) gefragt, und schon kriege
ich Halsschmerzen. Aber Dank
mehrerer Überdosen Neo-Angin
und einer nahezu vorbildlichen
Lebensweise (kein Bier und keine
Zigarette vor den Konzerten!),
hielt ich durch.
In Graz angekommen machte sich
das Navi einen Spaß daraus,
uns einige Ehrenrunden drehen
zu lassen. Egal, irgendwann
hatten wir es dann doch geschafft
und machten vor dem Orpheum
gleich die Bekanntschaft mit
einigen sehr netten Deep Purple-Fans
(hallo Michael & Co.!).
Das Innenleben des Orpheums
haute uns dann erst einmal aus
den Socken, denn die Bühne
war 14 m tief und zwischen Bühnenboden
und Hallendecke lagen schätzungsweise
8 m, halt eine echte Theaterbühne.
Wahnsinn! Für das Konzert
wurde die Bühne natürlich
– was die Tiefe angeht
- etwas verkleinert, denn ansonsten
hätten wir uns dort wohl
verlaufen.
Der Lichtmann fragte mich beim
Soundcheck: „Was wollt
Ihr denn an Licht haben?“
Ich meinte nur: „Alles!“
Er: „Ok!“. Schön,
wenn man sich ohne große
Worte so schnell einig ist;-)
Und er machte wirklich einen
ausgezeichneten Job (was im
Übrigen auch für die
Tonleute galt). Als ich während
des Konzertes bei „Mistreated“
mal in den Backstagebereich
ging, konnte ich das Konzert
über einen Fernseher verfolgen.
Als ich das Lichter- und Farbenmeer
sah, wäre ich doch glatt
am liebsten dort geblieben,
denn auf der Bühne kriegt
man das selbst leider gar nicht
so mit.
Wir fragten Ian beim Soundcheck,
was er von der Idee halte, „The
Battle Rages On“ zu spielen.
Ian meinte, er habe den Song
seit mehr als 10 Jahren weder
gehört noch gespielt, aber
wir könnten es ja mal proben.
So geschah es dann auch. Man
konnte zwar merken, dass Ian
nicht mehr alle Feinheiten geläufig
waren, aber schon während
des Spielens kehrte die Erinnerung
mehr und mehr zurück. Er
meinte dann: „Es ist schon
ein Risiko, diesen Song zu spielen,
aber wenn ihr ihn spielen wollt,
ist es ok. Ich überlasse
es euch.“ Auf meine Frage,
welchen Song wir denn dafür
von der Setlist streichen sollen,
entgegnete er: „Auf die
5 Minuten kommt es nun wirklich
nicht an. Lass` uns „The
Battle“ einfach zusätzlich
spielen.“ Gesagt, getan.
„The Battle Rages On“
kam super beim Publikum an.
Nur einige Tage später
setzten Deep Purple ihre Welttour
in Italien fort und spielten
dort u.a. „The Battle
Rages On“... Zum ersten
Mal seit 1995! Wie mir Ian verriet,
kam der Vorschlag von ihm, weil
ihm der Song in Graz so viel
Spaß gemacht hatte. Finde
ich echt witzig, dass Demon`s
Eye damit indirekt Einfluss
auf die Deep Purple-Setlist
genommen haben:-)
Meine persönliche Stimmungslage
nach der letzten Show war merkwürdig:
Auf der einen Seite war ich
traurig, dass schon wieder alles
vorbei war. Auf der anderen
Seite war ich froh, dass (fast)
alles so super gelaufen war
und wir nicht unser Waterloo
erlebten. Dass wir Demon`s Eye-Musiker
bei den vier Konzerten viel
Spaß hatten, versteht
sich wohl von selbst. Aber es
gab zudem keinen Zweifel daran,
dass auch Ian Paice viel Spaß
hatte. Das müsste jeder
gemerkt haben, der eines der
Konzerte besucht hat. Wir haben
ihn ja auch stets unmittelbar
nach den Shows backstage erlebt.
Da war er immer wie aufgedreht,
voller Adrenalin und positiver
Energie. Und das nach 40 Jahren
on the road. Das hat mich tief
beeindruckt. Der Mann hat wirklich
ein enormes Vergnügen an
dem, was er tut.
Weil es das letzte Konzert
war, musste ich das Schlagzeug
wieder in seine Einzelteile
zerlegen. Das dauerte verhältnismäßig
lange, und ich danke der Orpheum-Crew
an dieser Stelle nochmal für
ihre Geduld. Im strömenden
Regen luden wir unser ganzes
Equipment in die beiden Busse
ein. Zu vorgerückter Stunde
sah ich dann - mittlerweile
triefend nass - wie Ian Paice
vor dem Haupteingang in einem
Taxi verschwand.
Wie wir anschließend im
Hotel erfuhren, musste Ian am
nächsten Morgen schon ganz
früh aufstehen, um seinen
Flieger nach England zu kriegen.
Wir hingegen mussten ausnahmsweise
mal etwas länger schlafen,
um die 900 km lange Fahrt in
heimatliche Gefilde zu überstehen.
Also konnten wir uns noch nicht
einmal von ihm verabschieden,
was uns natürlich ziemlich
gewurmt hat. Dumm gelaufen.
Aber das habe ich dann halt
im Namen der Band anschließend
via E-Mail nachgeholt.
Nach reichlich Schlaf (ca.
6 Stunden) frühstückten
wir sehr gut und machten uns
auf die Heimreise...
Am Dienstag Abend um 21.00 Uhr
waren wir dann wieder zu Hause
in Siegen.
Am nächsten Morgen fuhr
ich gemeinsam mit meinem Vater
nach Holland, um Ian`s Schlagzeug
zurück zu Pearl zu bringen.
Wie gut, dass mein alter Herr
dabei war, denn auf der Rückfahrt
von Holland wurde ich plötzlich
dermaßen müde, dass
ich keinen Meter mehr fahren
konnte. Mein Vater übernahm
das Lenkrad und gegen 17.00
Uhr waren wir wieder zu Hause.
Damit endete dann auch für
mich endgültig das Ian
Paice-Tour-Abenteuer. Eins steht
zweifelsfrei fest: Diese vier
Tage waren das absolute Highlight
in der bisherigen Demon`s Eye-History
und werden für uns auf
ewig unvergesslich bleiben.
Fotos
vom Konzert in Graz
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Fotos: Moni Kircher
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