Auf Tour mit einer großartigen
Rock'n Roll-Band oder...
Milbenkrätze,
Rumrosinen und gekochter Schinken
von Michael Böcher
Cobra
Solingen, 31. März 2006
... wir hatten zwar ein paar mal
vorher geprobt; dennoch war ich
zum Zerreißen gespannt,
wie nach 4 Jahren Demon`s Eye-"Abstinenz"
so alles ablaufen würde.
Steve, Andree und Maik gehörten
ja schon der damaligen Besetzung
an, jedoch hatte ich Robby bis
dato noch nicht kennengelernt,
und als wir nach Solingen aufbrachen,
dauerte es ungefähr 2 (!)
Minuten, bis ich den Kerl mochte.
Uns erwartete eine der größten
Bühnen, auf denen ich je
gespielt hatte, und nach einem
reibungslosen Soundcheck gab's
erst mal ´nen selbstgemachten
Nudelauflauf. Zwischenzeitlich
trudelte meine Frau Andrea ein,
die sich den ersten Gig nach
so langer Zeit natürlich
nicht entgehen lassen wollte.
Außerdem trafen auch Omega
und Cookie ein, die ich ewig
nicht gesehen hatte.
Wir legten dann mit "Highway
Star" los, und außer
meinem 200er Puls bemerkte ich
noch eine bestimmte Zuhörerin:
eine meiner ehemaligen MS-Patientinnen,
die in Solingen wohnt, hatte
ihr Versprechen wahrgemacht
und stand mit ihrem Rollstuhl
unmittelbar vor der Bühne
- headbangend!
Robby fegte über die Bühne
wie ein Derwisch; spöttelte
bei den Ansagen über Froschunfälle,
Waschmaschinenverkäufer
und irgendwann hörte ich
bei der Band-Vorstellung irgendwas
von einem "Michi Bukker
on the keyboards".
Später wurde bei mittlerweile
kaltem Nudelauflauf viel gelacht
und vor allem getrunken...
Tatort
Übach-Palenberg (Nähe
Aachen), 1. April 2006
...was am nächsten Morgen
fatale Folgen hatte. Jedoch
erholte man sich während
der Fahrt gen Aachen, die einem
durch Stau Zeit zum Regenerieren
ließ.
Wir trafen nicht nur auf verstopfte
Urinale, sondern auch auf Martha,
eine Freundin von Robby, die
extra aus Südtirol gekommen
war, um uns zu sehen. Auf einer
vergleichsweise kleinen Bühne,
dafür vor rappelvollem
Haus wurde der Gig (wie auch
am Abend zuvor) ein voller Erfolg.
Andree konnte sich endlich einen
langgehegten Traum erfüllen:
Die La-ola-Welle! :-)
Robby sperrte sich im Soloteil
von "Child In Time"
aus und musste in absoluter
Finsternis über einen angrenzenden
Acker wieder in den Tatort eindringen
(die Kassierer meinten, der
Sänger wäre doch schon
auf der Bühne! :-)).
Nach ca. 2,5 Stunden Vollgas
inkl. einer gelungenen "Moog-Fassung"
von "Space Truckin'"
(Andree, wie war das...isch
kann nett mehr...?) und einer
Bandvorstellung, bei der sich
ein irischer Sänger so
langsam dem korrekten Aussprechens
des Nachnamens des Verfassers
näherte ("Michi Butscher"),
gab's zahllose Autogramme zu
schreiben, was der lange Jahre
geschundenen Musikerseele redlich
guttat... ;-)
Im "Under-Stage-Bereich"
philosophierte man dann über
Milbenkrätze, alte hochprozentige
Getränke (gut, dass ich
an Robby's Whisky-Todesmischung
nur mal genippt habe) und unabschliessbare
sanitäre Anlagen.
Maik verbrachte dank Ohrenstöpseln
eine einigermaßen geruhsame
Nacht...
Der Rückweg am nächsten
Tag verlief aufgrund chronischer
Übermüdung wie immer
lustig, und nachdem man diverse
Ordner eines Zweitligaspiels,
die uns den Weg versperrten,
korrumpieren konnte, gingen
bemerkenswerte 3 Tage zu Ende.
Nepomuk
Altenkunstadt, 21. April 2006
Nach zwei weiteren Proben und
neuen Stücken im Gepäck
ging's Richtung Altenkunstadt
ins malerische Ostfranken. Nach
Hotel- und Soundcheck trafen
wir abermals Cookie und Omega,
und nachdem die wirklich superbe
Thin Lizzy-Tribute-Band "Pearly
Gates" schon eingeheizt
hatte, ging es wieder (u.a.
mit "Never Before")
durch eine musikalische und
persönliche Zeitreise,
die in höchster Form fränkischer
Wertschätzung honoriert
wurde.
Durch die folgende Nacht kletterte
ich in der "Schnarch-Bestenliste"
des noch sehr jungen Bassisten
hinter Florian und Steve auf
Rang drei...
Schanz
Mühlheim/Main, 22. April
2006
Auf diesen Kultladen war ich
ganz besonders gespannt, zumal
sich hier abermals sowohl meine
bessere Hälfte als auch
eine ehemalige Patientin, die
in Mühlheim wohnt, angekündigt
hatten. Bei der Schlüsselwahl
im Hotel hatte ich eine glückliche
Hand - ich erwischte sozusagen
die Suite! Nachdem Steve und
ich über "Michael
Schumacher meets Leni Riefenstahl"
existentiell philosophierten,
ging es über einen professionellen
Soundcheck mit Bomben-Bühnensound,
danach Hackbraten und Kartoffel-Gratin
wieder auf die berühmten
Bretter. An diesem Abend sang
Robby sehr "hughesy"
und Steve malträtierte
mit seiner Strat alles, was
nicht niet- und nagelfest war.
Ich freute mich, dass aus "Michi
Butscher" in einer langsamen
Metamorphose immer mehr "Micha
Bucha" wurde.
Abgesehen vom sehr gelungenen
Auftritt waren weitere Highlights
des Tages Andree's Versuch,
eine Flasche Bier mit einem
Stromkabel zu öffnen, die
Anwesenheit der "ersten
Reihe" (Eva, Detlef, Omega,
Cookie) und später im Hotel
Geschichten von Rumrosinen-Fieber,
loriotischen Filmmonstern und
Durchfällen, über
die wir uns alle (bis auf Robby,
den Iren, dem das alles spanisch
vorkam) bis zur Atemnot bogen
vor Lachen...
Sonic
Soest, 5. Mai 2006
Endlich bestand mal die Gelegenheit,
die Led Zeppelin Tribute Band
"Custard Pies", von
denen ich außer überschwänglichen
Lobeshymnen bisher noch nichts
gehört hatte, kennenzulernen.
Außerdem hatte ich mir
vor Wochen bei einer Pink Floyd
Tribute-Band das Sonic schon
mal angeschaut und freute mich
wahnsinnig, in diesem Ambiente
spielen zu können. Nach
einer Probe mittwochs zuvor,
auf der wir "Hey Joe"
(natürlich in der 68er
Purple-Version) und "Wild
Dogs" provisorisch zusammenflickten,
ging es, nachdem sich unsere
"Heuschnüpfler"
mit Überdosen cortisonhaltiger
Mittel gestärkt hatten,
durch das Sauerland vorbei an
SM-Grotten und malerischen Talsperren
nach Soest. Martha aus Südtirol
war auch wieder dabei. Bühnenplatz
und Soundcheck waren knapp bemessen,
jedoch genoss ich trotz der
Enge und des bald nahenden Endes
der Mini-Tour jede Sekunde vor,
während und nach dem Set.
Diesmal machten wir den Anfang
und brachten das Publikum inkl.
des Geburtstagskindes Cookie
eineinhalb Stunden lang gut
ins Schwitzen. Von den darauffolgenden
"Pies" war ich mehr
als "gebeistert" (sagt
man so in Irland); Page und
Plant inkl. Harp und Geigenbogen
in Personalunion von Frontman
Pascal zu sehen und zu hören,
war wirklich unglaublich! Viele
Flaschen vielfach wechselnder
Pilssorten später gab ich
mir Mühe, in Maiks "Schnarch-Ranking"
weiter zu klettern... :-)
Fabrik
Worbis, 6. Mai 2006
...was nicht nur bei mir am
nächsten Tag sowohl einen
leichten Kater als auch einen
faden Geschmack hinterließ.
Nach gutem Frühstück
fuhren wir dann ins thüringische
Worbis, wo wir, wie schon an
anderer Stelle beschrieben,
mit Willkommens-Muffins, Kuchen
und Kaffee und den guten alten
Puhdys von Matthias sehr herzlich
empfangen wurden. Nach Besichtigung
der naheliegenden Burg Bodenstein,
die wirklich eindrucksvoll war
(wir mussten alle immer an Ritchie
und Candice denken...), rollten
wir auf die "Fabrik"
zu. Da Andree und Steve schon
das vierte Mal dort waren, eilten
aus vielen Erzählungen
schon die Schatten voraus. Ich
war wirklich gespannt auf die
Begeisterungsfähigkeit
des Publikums und den Kultstatus,
den Demon's Eye dort mittlerweile
genießen... Und
ich muss wirklich sagen: Man
hatte nicht zuviel versprochen!
Zu sehen, wie Alt und Jung zusammen
die Songtexte (sogar "Fools"!)
von vorne bis hinten mitsangen
und uns anfeuerten, trieben
mir schon die Freudentränen
in die Augen. Der Gig war Wahnsinn!
Robby's Bandvorstellung war
diesmal noch genialer als sonst
(Maik, hast Du Robby dereinst
im Hotelzimmer wirklich den
Buckel abgewaschen?). Auch die
Version von "Into The Fire"
zu Omega's Geburtstag war ultra-erdig.
Und es gab Tränen zu Tommy
Bolin's 30. Todesjahr ("Wild
Dogs"). Ich persönlich
hatte mir außerdem vorgenommen,
es Truppi (der zusammen mit
Britta und Mosers extra aus
Berlin angereist war) bei "Space
Truckin'" so richtig zu
besorgen! :-) Abgesehen von
einer der längsten und
aggressivsten Versionen, die
Demon`s Eye wohl je spielten,
krachte die Orgel aufgrund extremer
Malträtierung exakt beim
Schlussakkord, der auch das
Ende der Tour bedeutete, von
ihren Sockeln herab auf die
Bühnenbretter! Welch ein
Finale Grande! Ich werde Truppi's
leuchten in den Augen wohl nie
vergessen! Robby, der zu diesem
Zeitpunkt beim Frischmachen
war, hörte das ohrenbetäubende
Krachen der Orgel-Hallspirale
noch eine Etage höher und
meinte später: "Hey
man, it was a great show effect!"
Ich hingegen hatte eher etwas
Angst um das "Biest"...
Es wurde dann noch eine lange
Nacht mit vielen Geschichten
und vielen bekannten Gesichtern.
Während und nach der Rückfahrt
waren alle irgendwie zu müde,
um traurig zu sein...
zum guten Schluss...
Omega, Cookie, Eva, Detlef,
Wolfram, Truppi und Britta:
Es war superklasse, euch noch
mal wiederzusehen.
Allergrößten Dank
an Florian, der dies alles erst
möglich machte! :-) Gutes
Gelingen!
Dank auch an die wunderbare
Moni, an Andree, Steve, Maik
und last but not least Mr. Robby
Thomas Walsh. Cheers! C U soon!
…und natürlich an
alle Fans und Zuschauer von
Demon's Eye , ohne die alles
Nichts wäre...
Zusammenfassend bleibt die
Erinnerung an drei geniale Wochenenden
quer durch Deutschland mit dieser
menschlich wie musikalisch genialen
Band, die im Grunde genommen
eigentlich nicht in Worte zu
fassen ist...
...und die Erkenntnis, dass
man gekochten Schinken immer
mit Speckrand kaufen sollte...
Fotos: Moni Kircher
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