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Die Siegener Zeitung interviewte Glenn Hughes anlässlich seines bevorstehenden Auftrittes mit Demon's Eye.

Siegener Zeitung vom 02.05.2009:

"100 Prozent sind 10 zu wenig"

Siegen/Los Angeles
Konzert mit Demon’s Eye: SZ sprach exklusiv mit Glenn Hughes


Der frühere Sänger und Bassist von Deep Purple rockt am Pfingstsonntag gemeinsam mit der heimischen Tribute-Band.

"Ich trete immer nur mit den besten Musikern auf", sagt Glenn Hughes. Und schreibt damit der aus Siegen stammenden Combo Demon's Eye gleich das ultimative Lob ins Poesiealbum. Was sein erster Gedanke war, als er angefragt wurde, mit einer deutschen Deep-Purple-Tribute-Band zusammen aufzutreten, will die Siegener Zeitung im Telefongespräch wissen. Und obwohl es in Kalifornien gerade einmal 8 Uhr morgens ist, wirkt ein freundlicher Glenn Hughes bereits putzmunter und alles andere als kurz angebunden. Bei einem "ersten Gedanken" lässt er es da gar nicht erst bewenden und klärt auf: dass es für ihn und Deep Purple sowieso immer großartig war, in Deutschland zu spielen, und dass nur Auftritte mit Tribute-Bands ihm die Gelegenheit bieten, ein ganzes Konzert ausschließlich mit den Songs zu bestücken, die er damals, in den Siebzigern, für Deep Purple geschrieben und mit den britischen Urvätern des Hardrock auf die Bühne gebracht hat.
Und dann ist da noch Demon's Eye an sich: "Für meine Ohren", so Glenn Hughes, "ist das die beste Tribute-Band Deutschlands". Von deren Klasse hat ihm übrigens auch Deep-Purple-Drummer Ian Paice berichtet. Zur Erinnerung: Im Februar 2007 saß Paice bei vier Demon's-Eye-Konzerten, darunter in Wilnsdorf, hinter der Schießbude.

Mit Glenn Hughes als Special Guest an Mikro und Bass wird Demon's Eye am Pfingstsonntag, 31. Mai, 20 Uhr, die Dreisbachhalle in Dreis-Tiefenbach rocken (Tickets gibt es u. a. an der SZ-Konzertkasse, Obergraben, Siegen, Tel. 02 71/59 40-3 50) – mit Stücken der drei Deep-Purple-Studioalben "Burn" (1974), "Stormbringer" (1974) und "Come Taste The Band" (1975), auf denen der heute 56-Jährige selbst mitwirkte.

Ob es ihm Spaß macht, einen Gig nur mit alten Deep-Purple-Klassikern zu spielen? "Es ist anders", sagt Glenn Hughes. Logisch bei einem Musiker, der sich nach eigenen Worten als Künstler stets weiterentwickelt hat. Die zahllosen Projekte, an denen er in seiner inzwischen rund 40-jährigen Karriere mitarbeitete oder die er selbst als längst etablierter Solokünstler verwirklichte, sprechen Bände: "Ich habe eine Wand voller Alben", sagt er – an über 100 sei er beteiligt gewesen.
Noch in diesem Jahr will er wieder ein Soloalbum aufnehmen. Im November soll es mit den Aufnahmen in Los Angeles losgehen, veröffentlicht werden soll der neue Output im April 2010. Wen er dazu ins Studio holt, kann er jetzt noch nicht sagen. Alle paar Jahre spiele er mit anderen Musikern zusammen: "Ich will die Dinge frisch halten."

Bei einem Mann, der mit einer solchen Vielzahl von Rockgrößen wie Tony Iommi, Gary Moore und Keith Emerson zusammengearbeitet hat, stellt sich unweigerlich die Frage danach, ob es da vielleicht noch einen Wunschkandidaten gibt. Und in der Tat: Er hört auf den Namen Jeff Beck, wie Glenn Hughes erst nach nochmaligem Nachfragen zugibt. Er habe mal auf einer Platte des Gitarristen singen sollen, aus der dann aber ein Instrumentalalbum geworden sei. Irgendwann einmal soll es aber doch noch klappen.
Das für Glenn Hughes vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen wichtigste Album ist sein im vergangenen Jahr erschienenes Solowerk "First Underground Nuclear Kitchen"– auf das er stolz ist, weil es für ihn ein ehrliches Album ist und weil es all die Genres vereint, die dem gebürtigen Engländer, der heute in der Nähe von Los Angeles lebt, am Herzen liegen: "Rock, Soul, Funk – das ist die Musik, die ,Glenn Hughes‘ genannt wird." Aus kommerzieller Sicht nimmt natürlich eine ganz andere Scheibe die Poleposition ein: ",Burn‘ von Deep Purple", sagt Glenn Hughes. Klar, der Longplayer ist aus den Annalen der Rockgeschichte nicht mehr wegzudenken – wovon sich der geneigte Rockfan am Pfingstsonntag in der Dreisbachhalle sicherlich gerne noch einmal überzeugen lässt.

Seine Jahre von 1973 bis 1976 als Bassist und Co-Sänger (neben David Coverdale) bei Deep Purple beschreibt Glenn Hughes rückblickend als "time capsule" (Zeitkapsel): "Da gab es nicht viel freie Zeit." Plattenaufnahmen, drei Welttourneen … "Es ging alles sehr schnell." In der Folge hatte "The Voice Of Rock", wie der Ausnahmesänger heute gerne genannt wird, mit schweren Drogenproblemen zu kämpfen. "Ich kann mich an die Achtziger nicht erinnern", bekennt Glenn Hughes. Irgendwann kam die Wende. 1992 veröffentlichte er das Soloalbum "Blues", auf dem er in dem Stück "Life Of Misery" (Elendes Leben) Rückschau auf Vergangenes hielt. "Ja, es war ein elendes Leben", sagt er heute. "Aber jetzt, 17 Jahre später, ist mein Leben 100 Prozent anders." In den "Special thanks" zum Album dankte er "my higher power, The Lord Jesus Christ". Er nenne seine "höhere Kraft" Gott, erklärt Glenn Hughes, führt mit Verweis auf die verschiedenen Religionen aber weiter aus: "Gott ist, wen du als Gott ansiehst. Mein persönlicher Glaube ist aber das, was ich im Booklet geschrieben habe."

Heute hält sich der Musiker bewusst fit: "Ich achte auf meinen Körper, ich laufe, schwimme und ich esse und trinke nichts, was schlecht für mich ist." Und: "Ich glaube an harte Arbeit." Die verspricht er auch für den gemeinsamen Auftritt mit Demon's Eye. "Es wird ein sehr, sehr feierlicher Moment mit den Songs, die ich mit Deep Purple geschrieben und gespielt habe." Und um die so richtig zu zelebrieren, sind ihm 100 Prozent offensichtlich noch nicht genug: "Glenn Hughes gibt wirklich 110 Prozent."

Alexander W. Weiß (Siegener Zeitung)